Wir brauchen Inspiration!

Die Welt steht an einem Kipppunkt.

Wir spüren das. Aber wohin kippen wir? Wird uns die Corona-Krise in eine gravierende Wirtschaftskrise stürzen und uns zu „Ertrinkenden“ machen, die alles in die Tiefe ziehen, was sie zu greifen bekommen?

Oder kippen wir in die Gegenrichtung, nehmen unsere positiven Lehren und Erfahrungen aus der Krise und bringen unsere Kultur auf die nächste Evolutionsebene? – Die Meta-Ebene, die die unerträgliche und teilweise lebensbedrohliche, globale Spannung von Ökologie, Ökonomiemund Gesellschaftspolitik auflöst und die klüger mit natürlichen Ressourcen, menschlicher Arbeitskraft und den Mechanismen des Marktes umgeht.

Thor van Horn ist Gestalter und Initiator von Kunstprojekten im öffentlichen Raum und Cultural Entrepreneur.

In seinem Buchbeitrag „Die Kunst der Kunst“ warf er einen Blick auf die Bedeutung der Kunst in Veränderungsprozessen und zeigte, wie sich die Kunst in Zeiten der Veränderung um mentale Stärke kümmert:
Von den Höhlenzeichnungen bis zum Storytelling war sie mit ihren ästhetischen Strategien wie ein Trainingsplatz für Achtsamkeit, Kreativität, Dialog- und Experimentierfreude.

Als Künstler will ich die gewagte Frage stellen, inwieweit die Kunst uns in dieser Zeit helfen kann. Ein Ertrinkender wird wohl kaum musizieren und auf politischen Demonstrationen werden wir keine Gedichte vortragen.

Oder doch?

Das diesjährige Welt-Pressefoto des japanischen AFP-Fotografen Yasuyoshi Chiba zeigt einen jungen Sudanesen umgeben von anderen Demonstranten wie er ein Gedicht rezitiert – erhellt wird das Bild nur von den Handys der Umstehenden. „Das Bild zeige die Macht der Jugend und der Kunst und verfüge über poetische Qualität“, erklärte die Jury.

Was macht dieses Bild so faszinierend und lässt es aus der Masse hervortreten, genau wie es der abgebildete junge Mann selbst tut?

Es steht für Menschlichkeit innerhalb einer extrem aufgeladenen Konfliktsituation. Es steht dafür wie sich unser Wille aus dem puren Verlangen in eine weitere Dimension erheben kann. Es steht mit einem Wort für: Kultur. Kultur ist es, die uns über unsere Angst, unseren Eigennutz, unsere Gier und Ignoranz erheben lässt.

Bildquelle: Yasuyoshi Chiba/AFP/World Press

#newwork

New Work ist Kultur bzw. sollte es sein. New Work heißt nicht Home-Office und Obstteller. New Work ist angetrieben durch die Sinnsuche. Bei New Work geht es um eine neue, bessere Kultur der Zusammen-Arbeit. Dabei sind (Eigen-)Verantwortung, Kreativität, Offenheit, Kollaborationsfähigkeit gefragt. Und weil das u.a. sehr gut zu dem passt, was die (systemische) Kunst propagiert, wurden in den letzten Jahren die Kunst bzw. die Künstler entdeckt, um sie zu Kreativ- und Changeprozessen in die Unternehmen zu holen. Vielleicht fragen sich immer noch ein paar, was die Kunst da machen kann. Bei jeder echten Weiterentwicklung, – sei es bei einem selbst, in einem Team, einem Unternehmen oder einem beliebigen anderen System – geht es um Musterwechsel, d.h. Konventionen werden durch neue Muster ersetzt und in das vorhandene System integriert.

#changingthegame

Musterwechsel heißt auch die Grunddisziplin der Kunst. Sie nimmt dabei eine offene Haltung allem gegenüber ein und experimentiert in Bereichen, die wir zunächst als „abwegig“ betrachten. Das ist wichtig, da sonst nicht wirklich etwas Neues entstünde, sondern bestenfalls Varianten des Alten. In einem weiteren Schritt vereint die Kunst mit Kreativität die Widersprüche auf einer Meta-Ebene. Gleichzeitig nutzt sie die entstehende Spannung, um Aufmerksamkeit zu generieren. Das ist die Kunst der Kunst. Wir können von ihr lernen, den Widersprüchen oder Konflikten eben nicht auszuweichen, sondern sie zu nutzen, um Neues, Besseres entstehen zu lassen. Kunst kümmert sich schon seit Menschengedenken um unsere mentale Stärke. Von den Höhlenzeichnungen über die Musik bis zum Storytelling ist sie mit ihren ästhetischen Strategien wie ein Trainingsplatz für Achtsamkeit, Kreativität, Dialog- und Experimentierfreude. Die unmittelbare Wirkung vieler Kunstgattungen ist für uns schon so selbstverständlich, dass wir sie kaum mehr thematisieren. Ein guter Film oder ein gutes Buch kann uns ganz andere Welten erschließen, uns identifizieren lassen mit Menschen aus anderen Milieus (Slumdog Millionär) oder gar mit „Außerirdischen“ (Avatar). Musik kann uns in kürzester Zeit in andere Stimmungen versetzen, uns beim Sport motivieren und Vieles mehr.

„Man bekommt eine andere Sicht auf die Dinge.“ Diesen Satz hörte ich während der Corona-Krise sehr oft. Es ist eine Binsenweisheit, dass wir in extremen Situationen eine andere Perspektive einnehmen können. Kunst ermöglicht uns mit den Techniken des Perspektivwechsels eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen OHNE Corona-Krise.

#growyourmind

Das Ziel von Kunst ist, den Betrachter auf seine eigene Wahrnehmung aufmerksam zu machen. Damit gibt sie ständig Impulse zur Selbstreflexion und Selbsterkenntnis. Partizipative Kunst geht noch einen Schritt weiter. Durch die soziale Interaktion können wir im spielerischen Handeln kognitive und emotionale Erfahrungen erst so richtig zusammenbringen. Übrigens ein Erfolgsprinzip, das uns durch unsere ganze Kindheit begleitet hat – beim Spielen.

Wenn wir die Eigenschaften Achtsamkeit, Kreativität, Dialog- und Experimentierfreude für uns fördern und kultivieren, kommen wir zu einer (Grund-)Haltung, die uns ein großes Tor öffnet. Mit ihr können wir, so wie der große Künstler Joseph Beuys es forderte, gemeinsam an der „sozialen Skulptur“ der Gesellschaft arbeiten. Das erscheint in dieser Zeit besonders nötig.

#innovation

Die offene Haltung ermöglicht uns, bewusster mit den anstehenden Aufgaben in unserer Welt wie z.B. den Folgen der Corona-Krise oder den Möglichkeiten der Digitalisierung umzugehen, anstatt uns ihr als Instrument auszuliefern. Dafür brauchen wir allerdings Kraft und Achtsamkeit oder anders ausgedrückt emotionale Substanz (engl. „Mindfitness“). Damit komme ich zu der zentralen Fähigkeit der Kunst und wieder an den Anfang zurück, denn das, was uns diese Kraft geben kann, ist die Inspiration. Sie ist DAS Wirkungsprinzip der Kunst. Inspiration ist nichts anderes als der Impuls uns selbst neue Einsichten zu suchen und daran zu wachsen.

Dies ist auch ein Appell an die Künstler:

Inspiriert die Menschen auch direkt in den Unternehmen, die mitunter nun offen sind für eine neue Lebens- und Arbeitsweise, die das Wohlergehen des Planeten mit dem der Menschen versöhnt. Denn Inspiration ist die geheime Kraft, die uns zu Unglaublichem, zu Großartigem und zu Neuem motiviert!

# Thor van Horn

Quantum Kunst

Inspirator

STORYTELLING, MINDFITNESS, KUNST

Vita

Thor van Horn, Intermediär an der Schnittstelle Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft ist Gestalter und Initiator von Kunstprojekten im öffentlichen Raum und Cultural Entrepreneur.

Er ist der Kopf der Plattform Quantum Kunst. Sie nutzt die Strategien und Interaktionsformen der Kunst, um Mitarbeiter in Unternehmen mutiger, kreativer und fitter für die anstehenden Aufgaben im Zuge der Digitalisierung zu machen. Die dafür von ihm geschaffene Übungsform des wöchentlichen Kunstrituals etabliert sich bereits bei einigen Leading Playern.

Kernkompetenzen

 Partizipative Kunst

 Transfermethodik in Unternehmen

 Mindfitness mit Art Exercises

 Storytelling

# Über die Autorin

Anja Roters

Anja Roters

Business Facilitator, Mentorin, Denkpartnerin

Anja ist Client Advisor und Business Facilitator. Als Geschäftsführerin und passionierte Kundenbegeisterin war sie viele Jahre im Media- und Marketingumfeld tätig. Ab 2014 begleitete sie die Transition eines hierarchisch aufgestellten Unternehmens zu einer agilen Teamorganisation. Als Mentorin bringt sie die besten Erfahrungen aus beiden Welten ein.

Aktuell befasst sie sich u.a. mit neuem Arbeiten und alternativen, praxisnahen Umsetzungsmöglichkeiten