Ein Aufruf zur UN.kultur!

Kulturwandel, Offenheit, Transparenz, Agilität, Scheitern, selbstbestimmtes Arbeiten – das sind nur einige Begriffe, die mit „neuem Arbeiten“ schon seit langem in Verbindung gebracht werden. Bisher waren sie vor allem im Kontext der Mitarbeiterbindung und -gewinnung zu lesen.

Hat sich durch Corona etwas am neuen Arbeiten verändert? Das möchte ich von Dorothee Brommer wissen.

Sie ist Netzwerkerin in der Metropolregion Nürnberg und versteht sich als Hybrid Professional und Mentorin für Innovationen. Unternehmen und Organisationen unterstützt sie mit ihrem breiten Wissen darin, ihre Projekte ins Ziel zu führen.

Unter anderem berät sie zu Fragen der Unternehmenskultur und stiftet ihre Gesprächspartner durch manchmal unkonventionelle Wege zu neuem Denken an.

In ihrem Artikel plädiert sie für einen Wandel der Unternehmenskultur durch UN.denken.

UN.denken 1:   Mitarbeiter wollen nicht länger nur funktionieren, sondern mitwirken und selbstbestimmt arbeiten – sowohl inhaltlich als auch unabhängig von Zeit und Ort.

Corona macht ortsunabhängiges Arbeiten nicht nur möglich, sondern notwendig.

Welche Folgen erwartest Du in der Post-Corona-Zeit?

Ich sehe schon jetzt, dass Homeoffice auf einmal möglich ist, wo es nicht anders geht. Daraus erhoffe ich mir, dass die Unternehmer erkennen, dass ihre Mitarbeiter auch von zu Hause oder einem anderen Fleck der Erde aus gut und produktiv arbeiten. Mitarbeiter außerhalb des Unternehmens arbeiten zu lassen bedeutet vor allem, dass ich ihnen vertrauen muss. Wer jetzt erlebt, dass dieses Vertrauen nicht gebrochen wird, der wird darüber in Zukunft leichter entscheiden können.

Ein anderer Aspekt sind auch Platz und Geld: Wenn ich nicht mehr für jeden MItarbeiter feste Arbeitsplätze vorhalten muss, dann spart das immens. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Mitarbeiter sich nicht “ausquartiert” fühlen, sondern gemeinsam sinnvolle Lösungen gefunden werden – vielleicht Büro-Sharing  für Kollegen, die abwechselnd von zu Hause aus arbeiten?

Binden Sie ihre Mitarbeiter mit ein und Sie werden überrascht sein, welch kreative Lösungen daraus entstehen.

Neue Ideen sind der Treibstoff für unsere Wirtschaft und den Unternehmenserfolg. Sie sind nicht nur eine wertvolle Ressource, sondern auch unerschöpflich. Der perfekte Rohstoff für Verschwendung!

UN.denken 2  Projektverantwortung wird wichtiger als die Position in der klassischen Hierarchie. Projektteams werden jeweils flexibel zusammengestellt, für die sich die Mitarbeitenden um die Teilnahme bewerben, Handlungsspielräume und Verantwortung erhalten und so ihren Unternehmergeist beweisen können.

Projektarbeit findet an getrennten Standorten statt, Verantwortung verteilt sich.

Ist das vor allem ein Risiko oder auch eine Chance?

Es ist in meinen Augen eine große Chance, wenn man bestimmte Regeln im Team festgelegt und einhält. Getrennte Standorte fordern eine klare Kommunikation und Disziplin. Und jeder muss seine Rolle kennen und wissen, auf welches Ziel man gemeinsam hinarbeitet.

Was Verantwortung betrifft, so sieht man derzeit, dass diejenigen, die etwas in die Hand nehmen, ihre Kollegen online regelrecht “mitreißen”. Jeder kann also im Lead sein, ganz nach den Aspekten der Meritokratie: Eine Person wird aufgrund einer definierten „Leistung“ bzw. „besonderer Verdienste“ ausgewählt und so erhält jedes Mitglied der Gesellschaft eine „verdiente“ Position (Wikipedia).

Derjenige, der also in einem Moment am besten für eine Aufgabe geeignet ist, übernimmt sie. Ist ein anderer zu einem anderen Zeitpunkt besser geeignet, so wird die Staffel weitergereicht und so weiter. Am Ende werden sich diejenigen für das Projekt stark gemacht haben, die auch die beste Leistung zu bieten hatten. Das könnte eine spannende Wende in der Führungskultur bedeuten – heißt aber nicht, dass Führung per se obsolet wird – ganz im Gegenteil.

Des Weiteren dürfen auch die sozialen Aspekte über getrennte Standorte nicht zu kurz kommen. Mittlerweile ist es zum Beispiel möglich, inspirierende Teamevents online zu veranstalten. Gleichzeitig sollte es die Möglichkeit geben, sich dennoch ab und an mal im Team an einem gemeinsamen Stück Erde persönlich in die Augen zu schauen. Die Mischung aus Off- und Online-Aktivität und deren Gestaltung ist entscheidend für gute Arbeit verteilter Teams. Verkünsteln muss man sich trotzdem nicht.

UN.denken 3  Kreativität und Motivation entstehen nur, wenn die individuelle Persönlichkeit genügend Raum und Beachtung erhält. Interne Experimentierfelder ermöglichen es, Bewährtes zu hinterfragen und bestehende Prozesse umzudrehen.

Wie beeinflusst Corona die persönliche Entwicklung? Welche Auswirkungen erwartest Du?

Wie wir feststellen durften, kam es zu einem großen Wandel und einem Umdenken hinsichtlich der digitalen Transformation, weil ausreichend Gründe dafür vorlagen, die Trägheit des Alltags, der viele von uns trotz (oder wegen) prall gefüllter To-Do-Listen verfallen sind, zu überwinden. Herausfordernde Situationen erzeugen Kraft, die nötig ist, um Wandel herbeizuführen. Das Problem ist, dass wir gewöhnlich all die aufgestaute Energie, die eigentlich den Wandel herbeiführen soll, dazu nutzen, uns dem Wandel entgegenzustellen. Und wenn dann außergewöhnliche Dinge passieren, neigt man dazu, in puren Aktionismus zu verfallen. Es ist gut, in Aktion zu kommen, also etwas zu tun, um Dinge zu verändern. In der Mitte eines Sturms wie diesem sollte man allerdings aus persönlicher Sicht lieber mal für einen Moment still sitzen und abwarten, bis man sehen kann, welche Art konstruktiven Handelns von einem verlangt wird und dann gezielt agieren. 

Man darf man nicht vergessen, dass eine Situation wie Corona Angst aufkommen lässt, da man keinen Plan mehr hat, dem man folgen kann. Hier sind nun Führungskräfte gefragt, die zwar genügend Freiraum lassen, sich auf diese Situation einzustellen und für sich zu definieren, wie man gut arbeiten kann und will. Gleichzeitig sollten die selben Führungskräfte einen gewissen Rahmen definieren, indem der Handlungsspielraum und Experimente stattfinden können. So zeigt man, dass niemand alleine ist und alle an einem Strang ziehen. Prozesse werden derzeit bereits in vielerlei Richtungen gedreht. Die Kunst ist, einen kühlen Kopf zu behalten, um Dinge auch auf Dauer sinnvoll verändern zu können.

Hybrid Professional

Impulsgeber

OPEN SUCCESS
NETZ-WERT
TREIBENDE KRAFT

Vita

Dorothee Brommer hilft Unternehmen und Organisationen dabei, ihre Projekte mit dem richtigen Denken, den richtigen Methoden und den richtigen Partnern ins Ziel zu führen.
Als ausgebildete Volkswirtin ist sie breit aufgestellt und versteht es, das Wissen unterschiedlicher Branchen übergreifend nutzbar zu machen. Sie nimmt Trends schnell auf und kreiert daraus neue, gewinnbringende Strategien.

Dorothee berät unter anderem zu Fragen der Unternehmenskultur, stiftet an zu neuem Denken und verfügt über ein nachhaltiges Netzwerk. Sie liebt es, Menschen so zu zusammen zu bringen, dass jeder ein Gewinner ist. Neben Wissen um neue und bewährte Methoden und Empathie schafft sie es, Menschen auf allen Ebenen zu gewinnen und zu begeistern.

Kernkompetenzen

 HR Recruiting

 Unternehmenskultur

 Neue Formate / Unkonferenzen

 Agile Methoden / Leadership

# Über die Autorin

Anja Roters

Anja Roters

Business Facilitator, Mentorin, Denkpartnerin

Anja ist Client Advisor und Business Facilitator. Als Geschäftsführerin und passionierte Kundenbegeisterin war sie viele Jahre im Media- und Marketingumfeld tätig. Ab 2014 begleitete sie die Transition eines hierarchisch aufgestellten Unternehmens zu einer agilen Teamorganisation. Als Mentorin bringt sie die besten Erfahrungen aus beiden Welten ein.

Aktuell befasst sie sich u.a. mit neuem Arbeiten und alternativen, praxisnahen Umsetzungsmöglichkeiten