Gesundheitskultur – Die Ressource der Zukunft?
„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“
Dieser schon abgedroschen anmutende Aphorismus vom deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer ist in unserer modernen Industriegesellschaft gerade aktueller denn je.
Wie abhängig jedes Individuum, eine Gesellschaft oder auch die gesamte Weltbevölkerung davon ist, zeigt uns gerade ein ca. 0,1 Mikrometer großer medizinischer Virus sehr deutlich. Er wird zum Digitalisierungstreiber und beschleunigt eine Entwicklung, die bisher nicht möglich erschien und von alten Mustern ausgebremst wurde. Von vielen Führungskräften bis dato skeptisch beäugte Tools wie Homeoffice, collaborative digital work oder Video-Konferenzen sind aktuell alternativlos.
Rainer Berger, Sportwissenschaftler und Experte für gesunde Unternehmenskulturen, ist überzeugt davon, dass der Wert einer gesunden Arbeits- und Lebenskultur nach dieser Krise ein deutlich größerer sein wird.
Denn Covid-19 hat uns gelehrt, wie verletzbar und vergänglich wir sind und wie wichtig Gesundheit in all ihren Dimensionen ist.
In der neuen Arbeitswelt wird neue Solidarität und Hilfsbereitschaft der sozialen Gesundheit im Zusammenwirken nur gut tun. Und der Slow down des ganzen Systems wird auch der psychischen Gesundheit längerfristig helfen.
Wenn Unternehmen im Gesamtkontext dann noch die physische Gesundheit ihrer Mitarbeiter unterstützen, hat die ganze Gesellschaft verstanden und gewonnen. Das verstehe ich unter einer zeitgemäßen und holistisch gesunden Unternehmenskultur in einer agilen Arbeitswelt, wenngleich der Weckruf ein sehr radikaler war.
Covid-19 hat die Welt zum Stillstand gebracht und zeigt, an welch seidenem Faden oft unser Leben hängt. „Erst wenn man stolpert, achtet man auf den Weg“, genau hier öffnet sich in der neuen Arbeitswelt eine Vielzahl von neuen Wegen und Richtungen.
Welche große Ressource die Gesundheit ist, zeigen aber auch andere Faktoren der Faszination New Work ganz deutlich. Jetzt nämlich, bei unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Restart wird sich zeigen, wie vital und robust Organisationen und Menschen beim Umgang mit dieser Krise und den daraus resultierenden Veränderungen wirklich sind?!
Wie wichtig genau jetzt z.B. ein gesundes Führungsverhalten auf Augenhöhe ist, zeigt sich dass nach einer so schwierigen Zeit Mitarbeiter noch mehr ihre neurobiologischen Grundbedürfnisse gestillt haben wollen. Zugehörigkeit, Orientierung, Fairness, Autonomie und Selbstwert sind Tugenden, wonach Menschen nach dieser Ausgangsbeschränkung mehr denn je suchen, um Sicherheit, Motivation und Kreativität, aber auch Perspektiven langsam wieder entstehen zu lassen. Genau jetzt, wenn die Motoren wieder zu laufen beginnen, haben Unternehmen die große Chance Veränderungen „gesund“ zu gestalten und sich zukunftsfähig aufzustellen….
Corona macht ortsunabhängiges Arbeiten nicht nur möglich, sondern notwendig. Welche Folgen erwartest Du in der Post-Corona-Zeit?
Die Folge ist sicher, dass viele Elemente dieser Arbeit auch in Zukunft Bestand haben werden. Wenn ein Test erfolgreich verläuft, dann hat er es verdient, auch in Serienproduktion zu gehen, d.h. ein Teil dieser Kultur zu werden. Solange Mitarbeiter diesen Paradigmenwechsel motiviert und inspiriert im Sinne ihrer Arbeit und Verantwortung leben und erleben, gibt es Gewinner auf beiden Seiten. Sie gehören dann zu den wahren Corporate Influencern, die das beste Marketing für ihr Unternehmen sind und eine gesunde Kultur widerspiegeln. Quasi ein Unternehmer im Unternehmen zu sein wird dadurch forciert. Remote Work oder auch das Home-Office führen grundsätzlich zu einer größeren Zufriedenheit, die sich dann wiederum durch weniger Distress am Arbeitsplatz selbst positiv auf die Gesundheit auswirkt. Und Ressourcen werden auch geschont. So wird das „Spiel“ schon kurzfristig nachhaltig verändert, eben #changingthegame.
Wie beeinflusst Corona die Arbeitgeber und Arbeitnehmer und deren persönliche Entwicklung? Welche Auswirkungen erwartest Du?
Schon jetzt während der Krise wird deutlich, dass „gesundes Führen“ mehr Moderation statt Kontrolle, mehr Freiraum und Vertrauen statt Restriktionen benötigt. Dieser Geist des modernen, in die Zukunft gewandten und auf Selbstverantwortung setzenden Führens wird nun zu einer dauerhaften Einrichtung. Ich glaube und hoffe das zumindest.
Arbeitnehmer sehen in dieser Krise sehr deutlich, wie ihre Arbeitgeber sie behandeln, wie groß das Commitment der Unternehmen für ihre Belegschaften wirklich auch in Krisenzeiten ist. Illoyalitäten und Vertrauensbrüche werden sich die Beschäftigten sehr genau merken.
Dein Fazit, Rainer Berger?
Ich bin fast sicher, dass dieser ganze Prozess der Innovationskraft des Landes gut tut und nicht nur die Digitalisierung beschleunigt.
Im globalen Innovationswettbewerb ist der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen insbesondere davon abhängig, immer wieder Ideen für neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren zu entwickeln bzw. zu verbessern. Innovation setzt immer kreative Leistungsfähigkeit voraus und dafür ist Gesundheit und eine Gesundheitskultur absolut unabdingbar. Es herrscht eine gegenseitige Abhängigkeit dieser so wichtigen Ressourcen. Das bedeutet für mich, dass die aufkommenden kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen den „gesunden Menschen“ noch mehr in das Zentrum gewinnbringender Unternehmungen stellt. Um die künftigen Herausforderungen und Potentiale also gemeinsam zu meistern und neue Chancen entstehen zu lassen, müssen die angesprochenen Ressourcen wie die Flexibilisierung und die Virtualisierung weiter neu entdeckt und gestärkt werden. Die Gesundheit trägt als wichtigste Ressource zum Erhalt von Leistungsfähigkeit und vor allem Lebenszufriedenheit bei.
# Rainer Berger
Sportwissenschaftler
Experte für Gesundheitskultur
Gesundheitskultur, Motivation, Teamentwicklung
Ehemaliger Topsprinter und Bobfahrer, gründete nach acht Jahren Tätigkeit in der Sportindustrie seine eigene Agentur.
Unter dem Namen „Erfolgsfaktor Gesundheit“ verbindet er eindrucksvoll und authentisch gesundheitliche Inhalte mit emotionalen Erlebnissen um Unternehmenskulturen zu verbessern. Seine Vision: Eine Gesundheitskultur als Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität zur Chefsache zu machen: „Make your Company a better place.“
Als Gesundheitsexperte arbeitet er als Speaker, Trainer und außerdem als Dozent für Sportund Eventmanagement an der International Business School Nürnberg. Seit vier Jahren moderiert der Sportwissenschaftler als Programmverantwortlicher auch die Veranstaltungen im Marketing Club Nürnberg. Er lebt Bewegung und ist heute ein begeisterter Fitness-, Gesundheits- und Outdoorsportler.
Buchbeiträge
Was bedeutet für mich „Changing the Game“?
Für mich als Sportwissenschaftler und ehemaligen Leistungssportler bietet sich zur Erklärung das Bild eines Fußballspiels geradezu an. Jede Mannschaft muss sich taktisch dem Gegner oder Wettbewerb anpassen, um erfolgreich zu sein, Systeme ändern oder neue Ideen ausprobieren. Ein gutes Team muss eine Handlungsflexibilität besitzen, sich neuen Situationen immer wieder anpassen oder sie gar selbst gestalten.
Diese Metaphern gelten im Sport genauso wie in der Wirtschaft. Das Spiel hat sich verändert, das hat die letzte Weltmeisterschaft gezeigt. Wer langfristig zu den Gewinnern gehören will, muss experimentieren dürfen und Niederlagen verkraften.
Ein Mix aus Erfahrung und frischen Impulsen erweist sich meist als richtig. So geht die Mannschaft oder das Unternehmen gestärkt und selbstbewusst in die Zukunft.
Kernkompetenzen
# Gesundheitskultur, Gesunde Führung
# Wenig Zeit und trotzdem FIT! Business in Balance
# Life Balance, Stress- und Selbstmanagement
# Motivation –So wird mein Schweinehund zum Freund!
Aktuelles & Downloads
# Über die Autorin
Anja Roters
Anja ist Client Advisor und Business Facilitator. Als Geschäftsführerin und passionierte Kundenbegeisterin war sie viele Jahre im Media- und Marketingumfeld tätig. Ab 2014 begleitete sie die Transition eines hierarchisch aufgestellten Unternehmens zu einer agilen Teamorganisation. Als Mentorin bringt sie die besten Erfahrungen aus beiden Welten ein.
Aktuell befasst sie sich u.a. mit neuem Arbeiten und alternativen, praxisnahen Umsetzungsmöglichkeiten.